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Werkzeugmaschinen sind mit einer transparenten Schutzscheibe ausgestattet, die Einblick auf den Spanprozess zulässt und gleichzeitig Schutz gegen herausspritzende Kühlschmierstoffe und herausfliegende Teile bietet. Ihre Schutzfunktion nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab. Dies kann ein Sicherheitsrisiko für das Bedienpersonal darstellen, das jeder Betrieb ernst nehmen sollte.

Aufbau und Funktion moderner Schutzscheiben

Schutzscheiben bilden im Verbund mit feststehender Umhausung des Arbeitsraumes bzw. der Schutztür einen wichtigen Teil der trennenden Schutzeinrichtung einer Werkzeugmaschine. Sie sind daher als Schutzeinrichtung und Sicherheitsbauteil zu sehen.

Dabei müssen sie zwei Aufgaben erfüllen: Sie müssen transparent sein und sie müssen ein möglichst hohes Rückhaltevermögen im Gefahrenfall aufweisen. Beide Eigenschaften erfüllt der Kunststoff Polycarbonat am besten und ist den meisten anderen vergleichbaren transparenten Materialien überlegen. Daher werden moderne Werkzeugmaschinen mit Polycarbonat-Schutzscheiben ausgestattet und nicht mehr, wie vor dem Jahr 1995 üblich, mit Glasscheiben aus Silikat-, Mineral-, Plexi- oder Acrylglas.

Bei ausreichender Stärke und sachgerechtem Einbau sind Polycarbonat-Schutzscheiben im Neuzustand nicht nur imstande den Zugriff von aussen auf Gefahrenstellen zu verhindern, sondern vor allem das Maschinenbedienpersonal vor herausfliegenden Spänen, Bruchstücken sowie herausspritzendem Kühlschmierstoff im Betrieb zu schützen. Mit zunehmendem Alter jedoch nimmt ihr Rückhaltevermögen und damit ihre Schutzfunktion ab. Das stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko für das Bedienpersonal dar.

Rechtzeitiger Austausch der Schutzscheiben kann Unfälle verhindern

Polycarbonat ist empfindlich gegenüber Kühlschmierstoffen, ungeeigneten Reinigungsmitteln und anderen Chemikalien (z.B. Aceton). Unter Einfluss dieser Stoffe kann die Schutzscheibe verspröden. Diese Versprödung ist üblicherweise nicht sichtbar und kann eine drastisch verringerte Rückhaltefähigkeit bedeuten, was wiederum ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Ausgeworfene Bruch- oder Werkstücke können die Schutzscheibe in diesem Fall deutlich leichter durchschlagen und schwere Unfälle verursachen.

Daher empfiehlt die europäische Sicherheitsnorm ISO 16089, die Polycarbonat-Scheiben alle zwei Jahre auszuwechseln. Bei Überschreiten des Verfalldatums auf der an der Maschine aufgebrachten Etikette ist die Scheibe schnellstmöglich zu ersetzen. Unabhängig vom Verfalldatum, ist im Falle von erkennbaren Rissen, Kratzern oder sichtbar eingedrungenen Kühlschmierstoffen ebenfalls ein unverzüglicher Austausch der Scheibe notwendig, da hier eine schnell eintretende oder schon vorhandene Versprödung wahrscheinlich ist.

Alterung von Polycarbonat-Scheiben in Werkzeugmaschinen

Restrisiko für Bedienpersonal

Auch bei ordnungsgemässem Einbau und regelmässiger Wartung der Schutzscheibe, sind Unfälle nicht hundertprozentig ausgeschlossen.

Beim Einstellen von CNC-Maschinen oder Anfahren von Werkstücken in der Produktion, kommen Maschinenbedienerinnen und –bediener mit ihrem Gesicht häufig sehr dicht an die Schutzscheibe, um einen besseren Einblick in die Maschine und den Spanprozess zu nehmen. Kommt es in diesem Augenblick zum Auswurf von grösseren Bruchstücken, beult die intakte Schutzscheibe aus (spröde Schutzscheiben brechen) und schlägt bei zu kleinem Abstand ins Gesicht. Daher sollte das Bedienpersonal ausserhalb der wahrscheinlichen Flugzone von Bruchstücken stehen und mit dem Gesicht genügend Abstand zur Scheibenoberflächen wahren.

Kommt es zum Auswurf von sehr grossen Bruchstücken oder ganzen Werkstücken, kann auch eine sachgerecht eingebaute und gewartete Schutzeinrichtung einen Unfall nicht immer verhindern. Die Rückhaltefähigkeit der Schutzvorrichtung ist auf bestimmte Auftreffenergien begrenzt, die von besonders grossen und/ oder stark beschleunigten Teilen überschritten werden können. Dieses Restrisiko für Unfälle lässt sich nicht ganz ausschalten.

(Vgl. DGUV – Fachbereich Holz und Metall)

Kurzcheck

Um die Unfallgefahr so gering wie möglich zu halten, empfehlen wir:

  • Schutzscheiben aus geeignetem Material verwenden, wie vom Maschinenhersteller geliefert
  • Dimensionierung und Einbau der Schutzscheiben durch Experten (z.B. Maschinenhersteller) vornehmen lassen
  • Verwendung zulässiger Reinigungsmittel und Reinigungsutensilien
  • Regelmässige Prüfung der Schutzscheibe auf Schäden und verbleibende Zeit bis zur Austauschfrist

Wir sind für Sie da

Haben Sie Fragen oder wünschen Sie Beratung zur Wartung oder Austausch Ihrer Schutzscheiben? Kontaktieren Sie uns. Wir helfen Ihnen gern.